Filmbewertung: | akzeptabel |
Starttermin: | 17.08.2017 |
Regisseur: | Ute Wieland |
Schauspieler: | Flora Li Thiemann, Emily Kusche, David Ali Rashed |
Entstehungszeitraum: | 2017 |
Land: | D |
Freigabealter: | 12 |
Verleih: | Constantin |
Laufzeit: | 106 Min. |
Filmbewertung: | akzeptabel |
Starttermin: | 17.08.2017 |
Regisseur: | Ute Wieland |
Schauspieler: | Flora Li Thiemann, Emily Kusche, David Ali Rashed |
Entstehungszeitraum: | 2017 |
Land: | D |
Freigabealter: | 12 |
Verleih: | Constantin |
Laufzeit: | 106 Min. |
Und diese Warnung müsste eigentlich schon mit dem Lolita-lasziven Filmplakat in poppigen Neon-Graffiti-Farben begonnen werden, das die beiden stark spielenden, aber eben doch blutjungen Hauptdarstellerinnen ziemlich missverständlich aufgekratzt zeigt. "Tigermilch" ist nur für ganz wenige Minuten, die der Verleih aber gerne prominent im Trailer einsetzt, eine Teenie-Sommer-Party-Komödie. Auch wenn die einschlägigen "Wir lassen uns deflorieren"-Pläne, dann doch überraschend verschüchterte erste Küsse, ausschweifenden Tanz- und Alkoholexzesse, aber auch das Posieren im Freibad natürlich nicht fehlen dürfen. Im Kern ist "Tigermilch" ein ernster, tragischer, fast tragisch überladener Film, der davon erzählt, wie der Einbruch der harten Wirklichkeit die Belastbarkeit zweier junger Frauen allgemein, aber auch ihre Freundschaft und Loyalität untereinander auf eine schmerzhaft harte Probe stellt.
Tatsächlich streifen Nini und ihre beste Freundin Jameelah, eine Deutsche mit irakischem Pass, über deren Einbürgerungsantrag entschieden werden soll, nicht nur durch die Großstadt. Meistens bleiben sie doch in ihrem von vielen sozialen Spannungen geprägten Hochhaus-Kiez hängen, in der viel gestritten, geprügelt und gebrüllt wird.
Besonders hoch schlagen die Wellen, wenn die noch viel freiheitsliebendere Jasna (Luna Zimic Mijovic) von ihrem strengen, bosnisch-muslimisch geprägten Bruder Tarik (Alexandru Cirneala) eingefangen wird - angeblich aus Gründen der religiösen Ehrbarkeit. Aber dann stammt Jasnas Geliebter Dragan eben doch aus einer serbischen Familie. Ohne zu ahnen, in welche Situation sie gerade gestolpert sind, werden Nini und Jameelah Augenzeugen eines schrecklichen Verbrechens, das man nicht mehr vergessen kann: Ausgerechnet vom Kinderspielplatz aus, einem Rückzugsort seit frühester Jugend, beobachten sie einen schrecklichen Mord. Mit echt verstandener "Ehre" hat der wenig zu tun.
Es ist der erste Moment, in der jäh die Härte in den Teenie-Alltag von Pickeln, Pubertät und Provokationen einbricht. Und es wird für Nina und Jameelah nicht der letzte sein. Stefanie de Valasco hat das in ihrem viel beachteten jungen Roman so beschrieben. Heraus kam eine wilde, oft ein wenig wüste Mischung eines typischen Debüt-Textes, der dennoch viele Leser fand. In der Filmversion spürt man die große Routine von Ute Wieland, die sich auf zwei starke junge Darstellerinnen verlassen konnte, die es schaffen, gleichzeitig selbstbewusst und verletzlich zu wirken.
Trotzdem hinterlässt der Stoff einen ähnlich unausgegorenen Eindruck wie der krude "Tigermilch"-Drink: Man kann Nini und Jameelah nicht vorwerfen, dass sie noch nicht wissen, ob sie nun Mädchen oder junge Frauen sein wollen. Der Kinofilm muss sich allerdings schon fragen lassen, wie sehr man unter unbeholfenen Kunstbegriffen wie "Dramödie" oder "Dramedy" die doch sehr gegensätzlichen Spannungen von bitterem Ernst sowie verkaufsförderlicher Albernheit und Teenie-Leichtigkeit strapazieren kann. Insofern muss vor "Tigermilch" gewarnt werden.