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Hot Dog
Filmbewertung: enttäuschend
Starttermin: 18.01.2018
Regisseur: Torsten Künstler
Schauspieler: Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Heino Ferch
Entstehungszeitraum: 2017
Land: D
Freigabealter: 12
Verleih: Warner
Laufzeit: 105 Min.
Der Zarte und der Harte
Nach "Keinohrhasen" und "Vier gegen die Wand" machen Matthias Schweighöfer und Til Schweiger erneut gemeinsame Sache: In dem Buddy-Movie "Hot Dog" mimt Schweighöfer den nerdigen Theo, ein schüchternes Weichei, das sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich von seinem Schreibtisch wegzukommen. Das komplette Gegenteil ist der knallharte Luke (Til Schweiger), der wie Theo GSG-10-Ermittler ist, allerdings einer der hitzköpfigen Sorte. Der Zufall - wie sollte es auch anders sein - will es, dass die beiden zusammenarbeiten müssen. Diese Figurenkonstellation birgt so viel Spannung wie die Schlange an der Supermarktkasse: Man kann sofort erahnen, was einen am Ende erwartet. Einzig die Chemie zwischen Schweighöfer und Schweiger beschert dem Zuschauer den ein oder anderen Schmunzler.

Luke muss mit Theo im Schloss Bellevue Wache stehen, was für den Draufgänger keine größere Qual sein könnte. Doch als die Tochter des moldawischen Präsidenten vor ihren Augen entführt wird, gilt es, gemeinsam gegen das Böse in den Kampf zu ziehen. Irgendwann kommen noch ein Putschversuch, Drogenhandel und die Liebe ins Spiel, was die ansonsten eher abgegriffene Storyline aber auch nicht rettet - schließlich wurde ebendieses Erzähl-Schema schon unzählige Male genutzt.

Ähnlich sieht es mit den Figuren aus, die aus einem Baukasten zusammengeschraubt wurden, der durchschnittlicher und belangloser nicht sein könnte: Der Nerd trägt eine Brille und erklärt pflichtbewusst, sein Kopf sei "eine Chipkarte mit unbegrenzter Speicherkapazität". Dem gegenüber steht der kurz angebundene Bad Boy Luke, der nur zu einer rücksichtslosen Kampfmaschine geworden ist, weil er ein Kindheitstrauma bewältigen musste. Oder wie er es formuliert: "Ich bin nicht aggressiv, ich hab nur seit 20 Jahren schlechte Laune."

Das Zusammenspiel der beiden Protagonisten schwankt zwischen nervig und doch humorvoll. Sicherlich, die meisten Sympathien ernten die beiden Schauspieler dafür, dass sie sich selbst auf den Arm nehmen: Til Schweiger muss sich in seiner Rolle anhören, er würde nuscheln, Matthias Schweighöfer wird als Theo doch glatt mit Tim Bendzko verwechselt.

Was der Geschichte an Originalität fehlt, versucht sie mit Effekten und Absurdität auszugleichen. Dabei wird sie oftmals nicht nur ins Lächerliche gezogen, sondern rutscht auch deutlich unter die Gürtellinie. Noch bevor einleitend die Namen und der Titel des Films eingeblendet werden, beschreibt Theo schon sein bestes Stück, kurz danach ballert sich Luke im Alleingang durch ein Museum, um in einer unrealistischen Kamikaze-Aktion Geiseln zu befreien.

Der Zuschauer mag sich, je weiter der Film fortschreitet, die gleiche Frage wie Til Schweigers (Film-)Tochter stellen: "Papa, kannst du einmal cool sein?". Mit dieser Buddy-Komödie gelingt es ihm wohl nicht, die Ideen könnten aus mehreren seiner alten Filme zusammengeklaubt sein. Die Regie der Actionkomödie vertrauten Schweiger und Schweighöfer Torsten Künstler an, der mit beiden bereits für einige Projekte zusammenarbeitete. Gut vernetzt sind die zwei Vorzeige-Schauspieler in der Branche sehr wohl.

Für ihren Streifen erhielten sie zahlreiche Förderungen und gewannen namhafte Partner. Wie sie damit verantwortungsvoll umgehen, scheinen die beiden aber schon vergessen zu haben. Zeitweise wundert sich der Zuschauer, ob nicht doch der neue Mercedes-Werbespot reingeschnitten wurde, um Zeit zu schinden. Vollkommen losgelöst von der Story und ohne ersichtlichen Sinn versucht ein Hermes-Bote ein Paket zuzustellen. Diese Produktplatzierungen sind so auffällig, dass es fast schon dreist ist.

Mit den Outtakes im Abspann werden zumindest die Zuschauer ein kleines bisschen versöhnt, die nicht nach dem letzten Wort aus dem Kinosaal geflüchtet sind. Das herzliche Lachen Matthias Schweighöfers, die spontane Situationskomik und einige Ausschnitte des insgesamt sehr guten Tim Wilde (spielt GSG-10-Chef Reiners) unternehmen den letzten Rettungsversuch für "Hot Dog".

Von Anke Waschneck