rewirpower.de – Das Revierportal


Overboard
Filmbewertung: Zeitverschwendung
Starttermin: 14.06.2018
Regisseur: Rob Greenberg
Schauspieler: Anna Faris, Eugenio Derbez, Eva Longoria
Entstehungszeitraum: 2018
Land: USA
Freigabealter: 0
Verleih: Kinostar Filmverleih GmbH
Laufzeit: 112 Min.
Ein Schlag ins Wasser
Schon früh in Rob Greenbergs Remake der Komödie "Overboard - Ein Goldfisch fällt ins Wasser" gibt es einen Moment, der Böses erahnen lässt. Diskutiert wird kurz über die Qualität und Sinnhaftigkeit des aus Lateinamerika stammenden Telenovela-Formates, das sich durch exzessiv rührselige und überzogen melodramatische Verwicklungen auszeichnet. Was im weiteren Verlauf dazu dienen könnte, gewitzt und augenzwinkernd mit erzählerischen Konventionen und den Mustern der Seifenoper zu spielen, ist leider bloß ein Hinweis auf das bescheidene Niveau der Neuverfilmung.

War es in Garry Marshalls charmanter Amnesie-Klamotte aus dem Jahr 1987 noch eine verwöhnte Millionärin (gespielt von Goldie Hawn), die ihr Gedächtnis verlor und sich plötzlich im Haus eines alleinerziehenden Handwerkers (gespielt von Hawns Lebensgefährte Kurt Russell) wiederfand, vertauscht die von TV-Spezialist Greenberg (unter anderem "How I Met Your Mother") inszenierte Auffrischung die Geschlechter und verpasst dem Ganzen noch einen kräftigen Latino-Anstrich. Eigentlich möchte man sich darüber freuen, dass der mexikanische Star Eugenio Derbez eine Hauptrolle in einer Hollywood-Produktion bekleiden darf. Getrübt wird das Bemühen um Diversität allerdings durch die uninspirierte und klischeegetränkte Aufmachung des Films.

Pauken für die Ausbildung zur Krankenschwester, sich allein um drei Kinder kümmern und ständig zwischen unterschiedlichen Jobs hin- und herspringen: Die bemitleidenswerte Kate (Anna Faris) steht unter Dauerstrom. Sie ärgert sich gewaltig, als sie auf der Jacht des Industriellensohnes Leonardo Montenegro (Derbez) putzen soll und vom Besitzer des Luxusbootes herablassend behandelt wird. Verärgert über ihren Protest, feuert der selbstverliebte Playboy die Reinigungskraft und schmeißt sie einfach über Bord.

Noch in derselben Nacht stürzt auch Leonardo durch unglückliche Umstände ins Wasser und wird ohne Erinnerung an sein früheres Leben an einen Strand gespült. Da seine ehrgeizige Schwester Magdalena (Cecilia Suárez) die Leitung des Familienunternehmens an sich reißen will, lässt sie ihren im Krankenhaus liegenden, vom Vater als Haupterben auserkorenen Bruder kurzerhand für tot erklären. Auf Anraten ihrer Freundin Theresa (Eva Longoria) gibt sich Kate daraufhin als Leonardos Ehefrau aus und nimmt den verwirrten Mann zu sich nach Hause. Dort soll er putzen, kochen und die Kinder versorgen, während die angehende Krankenschwester für ihre Prüfung lernen will.

Dass die Prämisse - ein Amnesie-Patient wird getäuscht und quasi entführt - moralisch höchst verwerflich ist, fällt weniger schwer ins Gewicht als manch andere Unzulänglichkeit. Immerhin war dieser Umstand schon in Marshalls Ursprungswerk gegeben. Zum Kentern bringen das Remake vor allem das vorhersehbare, selten lustige, mit einigen kulturellen Plattitüden gespickte Drehbuch und die ähnlich ideenlose, auf plumpe Slapstick-Einlagen setzende Inszenierung. Beinahe alles vollzieht sich genau so, wie es ein mit romantischen Komödien vertrautes Publikum erwartet, ohne dass die zwischen Kate und Leonardo aufflammenden Gefühle auch nur in Ansätzen ehrlich berühren könnten.

Auf besonders ärgerliche Weise bricht die Denkfaulheit Greenbergs und seines Co-Autors Bob Fisher ("Wir sind die Millers") im letzten Drittel hervor, das die Auflösung der Intrige mit billigen Zufällen bewerkstelligt. Bei so viel Unvermögen muss es nicht verwundern, dass "Overboard" sein soapig aufgebauschtes Finale unnötig in die Länge zieht - und damit endgültig zu einem der ärgerlichsten Remakes der jüngeren Vergangenheit avanciert.

Von Christopher Diekhaus