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"The Lego Movie 2"
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 07.02.2019
Regisseur: Mike Mitchell
Schauspieler: Tiffany Haddish, Chris Pratt, Elizabeth Banks
Entstehungszeitraum: 2018
Land: USA
Freigabealter: 0
Verleih: Warner Bros.
Laufzeit: 106 Min.
Fest der Fantasie
Damit hatten vor fünf Jahren wohl nur die wenigsten gerechnet: "The Lego Movie" spielte nicht nur fast 470 Millionen US-Dollar an den weltweiten Kinokassen ein, sondern überzeugte auch die Kritiker. Das lag einerseits an den tollen Animationen, vor allem aber an der großen Portion Leidenschaft, mit der die berührend-komische Geschichte des kleinen Plastikmännchens Emmet erzählt wurde. Nach zwei Spin-offs ("The Lego Batman Movie" und "The Lego Ninjago Movie") erzählt nun Regisseur Mike Mitchell ("Für immer Shrek", "Trolls") die Geschichte weiter.

Zu Beginn von "The Lego Movie 2" tauchen unvermittelt Aliens im Lego-Land auf. Die meisten von Emmets Mitbürgern sind den Neuankömmlingen in ihrer Mitte grimmig bis feindlich gesinnt. Nur Emmet selbst glaubt an ein friedliches Miteinander. Ein riesiges rosa Herz stellt der gutmütige Baumeister her und hält es den unbekannten Besuchern lächelnd hin. Die schnappen danach und verspeisen es krachend - ein Schock für Emmet und seine Leute.

Alltagswelt und Spielwelt

Was folgt, mag manch erwachsenen Kinogänger aufstöhnen lassen: Superwaffen sind schnell in Stellung gebracht, Steinstadt verteidigt sich gegen aggressive Aliens, an denen freilich die raffiniertesten Raketen abprallen. Den Steinstädtern fliegen sanft sprechende Herzen entgegen, die explodieren. Die Kinder grölen - aber ist das nicht alles ein bisschen viel vom Altbekannten und Martialischen? Doch dann nimmt der Film eine überraschende Wendung.

Wie schon im ersten Teil sind Alltagswelt und Spielwelt eng verzahnt. Was in der einen passiert, hat sofort Auswirkungen auf die andere. Seit "The Lego Movie" sind in der Welt der Menschen fünf Jahre vergangen. Bianca hat sich einige Lego-Figuren ihres Bruders Finn geschnappt, um damit in ihrem Zimmer zu spielen. Der begreift sofort, was los ist: Die Duplo-Invaders haben Steinstadt in eine apokalyptische Wüste verwandelt und Lucy und weitere Freunde von Emmet ins All entführt - genauer gesagt: ins Systar-System. Der undurchsichtige General Mischmasch berichtet dem fassungslosen Emmet, dass sein gekidnappter Freund Batman die Systar-Herrscherin ehelichen soll.

Seelenleben für Plastikhelden

Emmet bricht zur Rettung auf, nicht zuletzt, um Lucy und sich selbst zu beweisen, dass er ein großer Junge geworden ist. Aber schon ein Asteroiden-Feld könnte das Ende seiner Reise zu den Sternen bedeuten - gäbe es nicht den unerschrockenen Rex Abenteuerweste. Bei und mit ihm lernt Emmet die Artenvielfalt ferner Galaxien kennen, während die Systar-System-Regentin Wa'Nabi Emmetts männliche Freunde besticht - und Lucy einer Gehirnwäsche unterzieht.

So weit, so düster. Aber sehr eindringlich und - um beim Leitmotiv des Films zu bleiben - herzergreifend kommt es schließlich zur Versöhnung: zwischen Finn und Bianca, aber auch in der Lego-Welt. Aus der Mitte des dicht gewebten Zitateteppichs und der popkulturellen Anspielungen steigt ein schauerromantisch vortreffliches und kinderpsychologisch exaktes Drama zwischen Emmet und Rex auf. Die unter die Waschmaschine in Finns und Biancas Elternhaus geschlitterten Plastikhelden entwickeln ein Seelenleben, das den Keim zu einer besseren Welt in sich trägt.

Ganz große Fans des ersten Teils könnten trotzdem etwas irritiert sein von dieser Fortsetzung. Das tricktechnische Feuerwerk der rasenden Transformation der Lego-Modelle - bei allem Charme des Eckigen und Klobigen - stellt sich in der zweiten Hälfte zunehmend in den Dienst musikalischer Einlagen. Außerdem sind einige liebgewordene Figuren nicht mehr dabei. Eines aber ist geblieben: eine Geschichte, die mit viel Herz erzählt wird.

Von Andreas Günther