Filmbewertung: | ausgezeichnet |
Starttermin: | 04.07.2019 |
Regisseur: | Trevor Nunn |
Schauspieler: | Judi Dench, Sophie Cookson, Tom Hughes |
Entstehungszeitraum: | 2018 |
Land: | GB |
Freigabealter: | 6 |
Verleih: | Entertainment One |
Laufzeit: | 102 Min. |
Filmbewertung: | ausgezeichnet |
Starttermin: | 04.07.2019 |
Regisseur: | Trevor Nunn |
Schauspieler: | Judi Dench, Sophie Cookson, Tom Hughes |
Entstehungszeitraum: | 2018 |
Land: | GB |
Freigabealter: | 6 |
Verleih: | Entertainment One |
Laufzeit: | 102 Min. |
Überführt wurde Norwood erst in den 1990er-Jahren, auf eine Anklage verzichtete die britische Regierung. Die Autorin Rooney war von Norwoods Leben fasziniert, entschied sich aber, nicht die Realität abzubilden, sondern die Geschichte mit fiktiven Figuren zu erzählen - und sie dabei vielleicht ein wenig zu romantisieren. Denselben Weg geht nun auch die Verfilmung: Aus Melita Norwood wird im Film Joan Stanley.
"Geheimnis eines Lebens" beginnt damit, dass die alt gewordene Joan (Judi Dench) wegen Hochverrats verhaftet wird. Man verhört sie und konfrontiert sie mit den Erkenntnissen, die man mithilfe eines russischen Überläufers gesammelt hat. Während Joan mit den Beamten spricht, schwenkt der Film immer wieder in die Vergangenheit zurück und zeigt, wie aus einer jungen Frau (nun gespielt von Sophie Cookson) eine Aktivistin wurde, die ihr Land verriet, das aber aus hehren Motiven heraus tat. Zuerst sieht man sie im Jahr 1938 als Physik-Studentin in Cambridge, die sich in den aus Russland stammenden Leo (Tom Hughes) verliebt.
Eine zarte Romanze
Es sind die zarten Bande einer Romanze, die den anfänglichen Teil des Films ausmachen. Auf der einen Seite steht die naive Studentin, auf der anderen der charismatische Liebhaber mit den revolutionären Ideen. Mit Beginn des Krieges glaubt er, dass die totale Vernichtung auch eine Chance mit sich bringt, um eine neue, bessere Zivilisation zu erschaffen. Ein Traum, der Leo bis zum Ende hin beflügelt, den er aber zerbrechen sieht, weil der reale Kommunismus seinem Ideal nicht mal ansatzweise nahekommt.
Die Beziehung der beiden ungleichen Figuren ist interessant, weil sie kurz und leidenschaftlich ist, die Liebenden danach aber immer wieder umeinanderkreisen - auch wenn sowohl Joan als auch der Zuschauer das Gefühl bekommen, dass er sie nur ausnutzt. Joan wehrt sich jedoch dagegen, von Leo instrumentalisiert zu werden.
Sie arbeitet in einer Forschungseinrichtung, in der die britische Atombombe entwickelt wird. Premierminister Churchill versprach, sämtliche Forschung mit den Russen zu teilen, brach aber sein Wort. Leo versucht, Joan dazu zu bringen, das zu tun, was Churchill nicht konnte: das vermeintlich Richtige. Aber noch ist sie die treue Staatsbürgerin, die zum Hochverrat nicht bereit ist. Bis die Amerikaner ihre Bombe fertiggestellt haben und der Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki alles verändert. Die Welt gerät ins Ungleichgewicht; die einen haben die Bombe, die anderen wollen sie - und wer sie nicht hat, läuft Gefahr, so zu enden wie die Japaner, die sich zur bedingungslosen Kapitulation bereiterklären mussten.
Grandios gespieltes Historienkino
Dass man Judi Dench immer noch im Kino sehen kann, ist eine Freude. Vor einiger Zeit fürchtete die große britische Schauspielerin, dass sie nicht mehr würde spielen können, weil ihre Sehkraft immer schlechter wurde. Die 84-Jährige hat in "Geheimnis eines Lebens" die deutlich kleinere Rolle der beiden Joans, aber eine der besten Szenen: Ganz am Schluss des Films tritt sie, wie einst die echte Melita Norwood, in den Vorgarten ihres Hauses und erklärt gegenüber der Presse ihr Handeln.
Sophie Cookson als junge Joan versteht es, den jugendlichen Esprit, aber auch diesen Moment des Verlusts der Unschuld zu zeigen, der dazu führte, dass sie zur Verräterin wurde. Eine Verräterin, deren Taten es aber möglicherweise zu verdanken ist, dass dem Zweiten Weltkrieg nicht ein dritter folgte.
"Geheimnis eines Lebens" ist exzellent gefilmt und wartet mit einer abwechslungsreichen, die Dramatik befeuernden Struktur aus zeitgenössischer und vergangener Handlung auf. Dies ist ein starkes, ganz und gar auf die Schauspieler setzendes Drama - so wie man es von dem Theater-Profi Trevor Nunn auch erwarten darf.