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"Spione Undercover"
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 25.12.2019
Regisseur: Nick Bruno/Troy Quane
Schauspieler: Steven Gätjen, Jannik Schümann, Stephanie Stumph
Entstehungszeitraum: 2019
Land: USA
Freigabealter: 6
Verleih: Twentieth Century Fox of Germany
Laufzeit: 102 Min.
Der Spion, der piepte
Angst ist für ihn ein Fremdwort. Und auch Niederlagen kennt er nicht. Superagent Lance Sterling, der Held des Animationsabenteuers "Spione Undercover", ist der beste Mann des US-Geheimdienstes, dessen Hauptquartier sich im Untergrund von Washington D.C. befindet. Mit großer Ehrfurcht begegnen die Kollegen dem stets Anzug tragenden Spion (gesprochen wird er von Steven Gätjen). Sein neuester Auftrag führt den Agenten, der selbst den schlimmsten Bösewichten das Handwerk legt, ins ferne Japan, wo er einem Waffenhändler eine hochgefährliche Killerdrohne abluchsen soll. Gerade rechtzeitig, als der zwielichtige Killian, ein Terrorist mit Roboterhand, die Waffe erwirbt, greift Lance in das Geschäft ein und kann mit dem Objekt entkommen.

Zurück in den Staaten, erlebt er allerdings sein blaues Wunder, denn der Drohnenkoffer ist plötzlich leer. Ein verwackeltes Video legt den Verdacht nahe, dass Sterling selbst hinter dem Diebstahl steckt. Interne Ermittler betreten daraufhin die Bühne, um den Staragenten festzunehmen. Fürs Erste gelingt ihm jedoch die Flucht. In seiner verzwickten Lage erinnert er sich ausgerechnet an den bislang verlachten Jungwissenschaftler Walter Beckett (Jannik Schümann) aus der Technikabteilung, der ein neues Tarnverfahren entwickelt hat. Die biodynamische Verschleierung lässt einen Menschen angeblich von der Bildfläche verschwinden, ist aber noch nicht vollends ausgereift. Lance kippt die von Walter zusammengebraute Flüssigkeit trotzdem herunter - und verwandelt sich nur wenig später in eine Taube. Während Beckett auf dem nun einsetzenden Trip rund um die Welt ein Gegenserum finden soll, versucht der Geheimdienstprofi, mit seiner neuen, tierischen Gestalt klarzukommen.

"Spione Undercover", das Spielfilmdebüt von Nick Bruno und Troy Quane, basiert lose auf dem animierten Kurzfilm "Pigeon: Impossible" von Lucas Martell und ist gespickt mit vielen deutlichen Anspielungen auf das Agentenkino und seine Helden. Sterlings lässiges Auftreten, das permanent in Arroganz umschlägt, erinnert nicht von ungefähr an den legendären James Bond. Der im sozialen Miteinander unbeholfene Walter wiederum könnte ein Bruder des verschrobenen 007-Tüftlers Q sein, der den berühmten Geheimagenten mit raffinierten Waffen und Hilfsmitteln versorgt.

Anspielungsreich und rasant

Außenseiter Beckett, dem seine verrückten Erfindungen im Kindesalter bereits den Namen "Spinner" eingebracht haben, verfolgt eine besondere Agenda. Statt möglichst perfide und tödliche Gadgets zu entwickeln, spezialisiert sich der junge Mann auf ausgefallene, pazifistische Innovationen. Zu seinem Portfolio gehört etwa eine Kanone, die Glitzerpartikel verschießt, süße Katzenbilder in die Luft projiziert und damit jeden noch so harten Fiesling ablenkt.

Der in der Originalversion von Will Smith gesprochene, optisch auch an den "Bad Boys"-Darsteller angelehnte Lance will Feuer mit Feuer bekämpfen. Walter hingegen setzt auf die sanfte Methode und möchte Feindschaften abbauen. In seiner Haltung, die zu den pfiffigsten Ideen von "Spione Undercover" zählt, blitzt Kritik an der generellen Zerstörungswut des Agentengenres auf. Wilde Verfolgungsjagden und Explosionen spielen allerdings auch hier eine zentrale Rolle.

Der in unterschiedliche Erdteile führende Verschwörungsplot rund um den Verbrecher mit der Roboterhand ist gewiss nicht preisverdächtig. Die Charakterbögen der beiden Hauptfiguren fallen wenig überraschend aus. Und doch lässt das optisch schmucke Agentenabenteuer kaum Langeweile aufkommen. Die Actionszenen sind dynamisch. Das Erzähltempo ist hoch. Mit drei weiteren Tauben gibt es einen schrägen Sidekick-Trupp. Zudem führt Sterlings Verwandlung zu einigen amüsanten Slapstick-Momenten. Nick Brunos und Troy Quanes Debütwerk ist von einem neuen Meilenstein im Animationsbereich weit entfernt. Kurzweilige Unterhaltung mit ein paar witzigen Ideen und Zitaten darf man aber allemal erwarten. Weil es zwischendurch schon ein wenig düster und bedrohlich wird, sollten ganz kleine Kinder allerdings zu Hause bleiben.

Von Christopher Diekhaus