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"Queen & Slim"
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 09.01.2020
Regisseur: Melina Matsoukas
Schauspieler: Daniel Kaluuya, Jodie Turner-Smith, Indya Moore
Entstehungszeitraum: 2019
Land: USA
Freigabealter: 12
Verleih: Universal Pictures International Germany
Laufzeit: 133 Min.
Sie hatten einen Traum
Bonnie und Clyde, Thelma & Louise sowie Mallory und Mickey Knox (aus "Natural Born Killers") waren allesamt auf der Flucht vor der Polizei. Und sie haben noch eines gemeinsam: Sie waren weiß. Auf der Flucht sind Queen und Slim auch. Aber sie sind schwarz. Queen (Jodie Turner-Smith) und Slim (Daniel Kaluuya) sind die Hauptfiguren in dem wunderbaren neuen Film der Regisseurin Melina Matsoukas. Die griechisch-US-amerikanische Filmemacherin gewann für ihre Musikvideos bislang zwei Grammys. Mit "Queen & Slim" gibt sie jetzt ihr Kinoregiedebüt, mit zwei fantastischen Darstellern in den Hauptrollen: Das Model Jodie Turner-Smith spielte bereits in einigen Serien kleine Rollen, Daniel Kaluuya wurde bekannt als Hauptdarsteller der grandiosen Horrorkomödie "Get Out", die den unterschwelligen Rassismus der liberalen Wohlstandsgesellschaft in den USA persiflierte.

Auch in "Queen & Slim" geht es um den Alltagsrassismus, dem dunkelhäutige Menschen immer wieder ausgesetzt sind. Queen und Slim sind sich gerade bei einem ersten Date begegnet. Auf dem Heimweg werden sie von einem weißen Polizisten angehalten, der sie mit übertriebener Genauigkeit kontrollieren will. Als die Situation außer Kontrolle gerät, erschießt Slim ihn in Notwehr. Der Vorfall wird von der Dashcam des Beamten aufgezeichnet. Für die Polizei ist Slim ein Mörder, für die schwarze Community aber sind Queen und Slim Helden und Symbolfiguren im Kampf gegen Rassismus, Gewalt und Ungerechtigkeit.

Die beiden wissen, was ihnen bevorstünde, sollten sie in der Stadt bleiben. Also fliehen sie sofort. Auf der Fahrt durch ihr Land erfahren sie Hilfe von schwarzen Menschen und Solidarität von Weißen. Aber ihnen wird auch abscheulicher Verrat aus nächster Nähe widerfahren. Es ist nicht nur eine Flucht vor der Polizei, es ist auch ihre erste gemeinsame Reise. Queen und Slim lernen sich erst unterwegs kennen, der Film schenkt ihnen eine schöne, intime Liebesszene im Auto im hellen Tageslicht.

Liebeserklärung an die Black Community

Die Reise von Ohio Richtung Süden über Kentucky, Tennessee, Louisiana, Alabama nach Florida wird eine Odyssee zwischen Angst und Hoffnung, ein Abenteuer wider Willen. Sieben Tage wird diese Flucht dauern. Sie müssen auf der Hut sein, ihr Aussehen verändern, so unauffällig wie möglich sein. Und immer wieder trügt die Hoffnung, endlich in Sicherheit zu sein. Die Kamera begleitet das verliebte Paar über die endlos scheinenden Straßen durch die schönen Landschaften des modernen rassistischen Amerikas. So wie einst Martin Luther King und Malcolm X haben auch Queen und Slim einen Traum: Sie wollen ein Leben in Würde und ohne Diskriminierung führen können.

Melina Matsoukas' Film ist eine Liebeserklärung an die schwarze Gemeinschaft. 2016 hatte die Filmemacherin das Musikvideo für Beyoncés Song "Formation" inszeniert: Beyoncé sitzt darin auf einem Polizeiwagen in New Orleans, der sukzessive im Wasser versinkt. Mit "Queen & Slim" hat die Regisseurin einen manchmal leisen und auch sehr kraftvollen Film geschaffen. Die Spannung wird unerträglich. Man fiebert mit, dass doch die Geschichte im Jahr 2019 gut ausgehen möge. "Danke für diese Reise, egal wie sie endet", sagt Queen zu Slim in einer Szene. Sie sagt das mit einer unheimlichen Vorahnung, aber auch sehr stolz. Über den Pathos im Showdown des Films lässt sich sicher unterschiedlicher Meinung sein. Gemessen am erlittenen Leid der People of Color aber ist er völlig angebracht.

Von Felicitas Hübner