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"Still Here"
Filmbewertung: akzeptabel
Starttermin: 27.08.2020
Regisseur: Vlad Feier
Schauspieler: Maurice McRae, Johnny Whitworth, Zazie Beetz
Entstehungszeitraum: 2020
Land: USA
Freigabealter: k.A.
Verleih: Kinostar
Laufzeit: k.A.
Black Kids Matter
Eine halbe Million Kinder, erfährt man zu Beginn von "Still Here", werden in den USA jedes Jahr als vermisst gemeldet. Die meisten davon tauchen freilich schnell wieder auf. Der Film des in Rumänien geborenen US-Regisseurs Vlad Feier erzählt von einem Fall, in dem das verschwundene Kind allerdings nicht so bald wieder vor der Tür ihrer Eltern steht.

Ein paar Tage fehlt von der zwölfjährigen Monique nun schon jede Spur. Die Polizei, sagt Vater Michael (Maurice McRae), habe gar nicht richtig nach ihr gesucht und den Fall dann zu den Akten gelegt. Warum? Weil Monique und ihre Eltern schwarz sind und in einer ziemlich heruntergekommenen Ecke von New York leben. Er erzählt das einem weißen Journalisten (Johnny Whitworth), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Fall zu recherchieren. Schnell zieht der Reporter den Zorn der örtlichen Polizei auf sich, aber auch die Familie der vermissten Monique misstraut ihm.

"Eine Stadt ist, die die Stärksten auf die Knie zwingen kann"

Die Recherchen des wie ein Wall-Street-Banker gekleideten Journalisten bilden den Rahmen für das sehr gemächlich erzählte, bisweilen arg behäbige Drama. Im Zentrum von "Still Here" aber stehen die Eltern von Monique sowie ihr Bruder, die mit der Ungewissheit leben müssen, nicht zu wissen, ob die Kleine noch am Leben ist. Spannend ist das alles nur bedingt, und auch das Ende des Films ist arg gefällig aufgelöst. Als bitterböser Kommentar zur "Black Lives Matter"-Bewegung ist "Still Here" allerdings durchaus interessant - und kommt zum absolut richtigen Zeitpunkt in die Kinos. Weil der Film zeigt, wie wenig manch schwarzes Leben in den USA von heute noch immer zählt.

Sein Film, sagt Regisseur Vlad Feier, erzähle von einer Welt, in der "systematischer Rassismus, Diskriminierung und Klassifizierung eine unsichtbare und doch mächtige Kraft" seien. "Ich beschloss, die Story in New York spielen zu lassen, da es eine Stadt ist, die die Stärksten auf die Knie zwingen kann." Für eine kleine, aber nicht unwichtige Nebenrolle konnte der Filmemacher Zazie Beetz gewinnen, die in Berlin geborene Schauspielerin, die im vergangenen Jahr an der Seite von Joaquin Phoenix in "Joker" weltweit bekannt wurde.

Von Sven Hauberg