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80 Jahre "Krieg der Welten": Fake News, die Geschichte machten

Das Ende schien nah: Die Marsmenschen waren gelandet, um die Erde zu plündern, und nichts und niemand konnte sie daran hindern. Wenn man den Boulevardzeitungen glauben möchte, flüchteten die New Yorker in Scharen vor der vermeintlichen Invasion, über die im Radio berichtet wurde. Doch die Reportage, die auf den Tag genau vor 80 Jahren die Angst vor dem Weltuntergang heraufbeschwor, war nur ein Hörspiel - aber was für eins! Die realitätsnahe Radioaufbereitung von H.G. Wells' Science-Fiction-Roman "Krieg der Welten" machte am 30. Oktober 1938 den jungen Theaterregisseur Orson Welles weit über die Stadtgrenzen von New York hinaus bekannt.

Eine Massenpanik, wie so oft berichtet, brach damals zwar nicht aus, besorgte Anrufe entsetzter Bürger ließen aber die Telefonleitungen des Radiosenders glühen. Und: Das Radiostück öffnete Orson Welles (1915-1985) die Türen zu einer Weltkarriere. Zwei Jahre später bot Hollywood ihm an, einen Film zu drehen. Welles debütierte mit "Citizen Kane". Regie: Orson Welles. Hauptdarsteller: Orson Welles. Drehbuchautor: Orson Welles, lediglich unterstützt von dem alten Hollywood-Haudegen Herman J. Mankiewicz. "Citizen Kane" erregte Amerika. In der Geschichte des manischen Zeitungsmannes Charles Foster Kane erkannte sich der mächtige Medienboss William Randolph Hearst wieder - und sein Konzern agitierte mit wütenden Kampagnen gegen Film und Regisseur. 1962, als das Fachblatt "Sight and Sound" zur Wahl der besten Filme aufrief, reagierte die internationale Kritik einmütig: "Citizen Kane" sei der "beste Film der Welt". Ein Titel, den Welles bisher niemand streitig machen konnte.

Das Hörspiel, mit dem alles anfing, steht als Stream unter archive.org/details/OrsonWellesMrBruns online - und ist noch genauso packend wie vor 80 Jahren.