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Liebe, Leid und Romy Schneider
"Wenn es gut geht, verlassen wir das Kino mit anderen Bildern im Kopf, als denen, mit denen wir hineingegangen sind", sagt Dieter Kosslick und bringt damit eines der großen Ziele anspruchsvollen Kinos auf den Punkt. "Wir sehen zwar die Welt nicht immer neu, aber manchmal eben etwas anders." Für den Berlinale-Chef Kosslick sind es die vorletzten Festspiele in seiner Funktion, Mitte des Jahres soll sein Nachfolger bekanntgegeben werden. Nun wurde ein erster Überblick über das Programm der 68. Berlinale gegeben. Von 15. bis 25. Februar werden in den verschiedenen Filmreihen mehr als 400 Produktionen aus aller Welt zu sehen sein.

Durchaus unterschiedlich wird die seit 2001 andauernde Amtszeit Kosslicks gesehen, der die Berlinale als größtes Publikumsfestival der Welt etabliert hat. Dennoch schalteten sich Ende des vergangenen Jahres insgesamt 79 Filmemacher in einer gemeinsamen Erklärung ein und forderten eine programmatische Erneuerung. Klagen gab es einige: Das Festival habe an Profil verloren, die Qualität bei der Konkurrenz sei besser, die Zahl der Filme zu groß. Kosslicks Vertrag läuft bis zum 31. Mai 2019.

Mit vier Filmen ist das Ausrichterland in diesem Jahr außergewöhnlich stark im Wettbewerb vertreten. Mit dabei ist unter anderem der Regisseur Christian Petzold, seit vielen Jahren immer wieder Stammgast bei der Berlinale. "Transit" heißt sein Flüchtlingsdrama, eine aktuelle Verfilmung des 1944 erschienenen, gleichnamigen Romans von Anna Seghers. Franz Rogowski, Paula Beer und Barbara Auer spielen die Hauptrollen in dem Film, der die Exilerfahrungen von Menschen beschreibt. Der Film ist eine Koproduktion des ZDF mit ARTE, Schramm Film Koerner & Weber, Berlin sowie neon productions, Marseille, und startet am 5. April bundesweit in den Kinos.

Mit großer Spannung erwartet wird "3 Tage in Quiberon" der Regisseurin Emily Atef. Der Schwarzweißfilm spielt im Jahr 1981, als die Schauspielerin Romy Schneider mit ihrer Freundin Hilde drei Tage Urlaub in dem bretonischen Kurort Quiberon macht. Doch dann stimmt sie einem Interview mit dem "Stern" zu, das der Journalist Michael Jürgs führen will. Es beginnt eine Art Psychoduell. Marie Bäumer ist in der Rolle der Romy Schneider zu sehen, Robert Gwisdek spielt den deutschen Journalisten. Am 12. April wird der Film in die Kinos kommen.

In der Gegenwart spielt Thomas Stubers Film "In den Gängen" (Kinostart: 26. April) mit Franz Rogowski, Sandra Hüller und Peter Kurth. Die Autoren Clemens Meyer und Stuber erhielten während der Berlinale 2015 für "In den Gängen" bereits den Deutschen Drehbuchpreis. Es geht um den Alltag eines Mannes, der als Lagerarbeiter in einem Großmarkt tätig ist und dort die Liebe entdeckt.

Philip Gröning und die Schauspielerin Sabine Timoteo verfassten schließlich das Drehbuch zu dem dramatischen Familiendrama "Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot", in dem es um die letzten gemeinsamen Tage eines zweieiigen Zwillingspaars geht, bevor sich die Wege der beiden trennen. Josef Mattes und Julia Zange spielen die Hauptrollen in dem Film, an dessen Produktion unter anderem die Bavaria und der Bayerische Rundfunk beteiligt waren.

19 Filme sind es insgesamt, die ab 15. Februar ins Rennen um den Goldenen Bären gehen. Eröffnet werden die Filmfestspiele mit Wes Andersons Trickfilm "Isle of Dogs" (Kinostart: 10. Mai), der sich auch als Hommage an alte Zeiten des Kinos versteht, arbeitete der Regisseur doch mit animierten Puppen. Ebenfalls mit auf der Bewerberliste stehen unter anderem Benoît Jacquots "Eva" mit Isabelle Huppert, Cédric Kahns "La prière" mit Anthony Bajon und Hanna Schygulla und Laura Bispuris "Figlia Mia", eine internationale Produktion mit deutscher Beteiligung, in der unter anderem auch Udo Kier zu sehen ist.

Die USA ist mit den Brüdern David und Nathan Zellner vertreten, die den heiteren Western "Damsel" präsentieren, in dem Robert Pattinson und Mia Wasikowska auf der Besetzungsliste stehen.

Wer am 24. Februar den Goldenen und die sechs Silbernen Bären erhalten wird, liegt in den Händen der sechsköpfigen Jury, der in diesem Jahr der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Tom Tykwer vorsteht. Der Goldene Ehrenbär, der wie immer mit einer filmischen Hommage verbunden ist, geht diesmal an den Schauspieler Willem Dafoe, der sein Kommen nach Berlin ebenso angekündigt hat wie Emma Watson, Robert Pattinson, Bill Nighy, Joaquin Phoenix und Isabelle Huppert, die ihre neuen Filme vorstellen werden. Ebenfalls zu Gast ist der Musiker Ed Sheeran. Er steht im Mittelpunkt der Dokumentation "Songwriter", die ihn bei der Produktion seines aktuellen Albums begleitet.

Mit der Berlinale Kamera werden die Präsidentin des European Film Market, Beki Probst, (Schweiz), der Produzent und Geschäftsführer des Israel Film Fund Katriel Schory und der Regisseur und Schauspieler Jiri Menzel (Tschechische Republik) geehrt.

Eine eigene Spielstätte mit dem Zoo-Palast erhalten in diesem Jahr erstmals die TV-Serien. Gezeigt wird unter anderem Christian Schwochows Serie "Bad Banks", in der es um das System bei internationalen Großbanken geht. Nach der Premiere in Berlin wird die Serie ab Donnerstag, 1. März, bei ARTE und zwei Tage später im ZDF zu sehen sein. Paula Beer, Tobias Moretti und Desirée Nosbusch spielen die Hauptrollen. Ebenfalls im Zoo-Palast zu sehen sein wird die US-Thriller-Mystery-Serie "The Terror" (in Deutschland bei Amazon Prime), in der es um eine gescheiterte Arktis-Expedition geht. In "The Looming Tower" von Dan Futterman mit Jeff Daniels und Alex Baldwin wird der Umgang mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida vor dem 11. September 2001 thematisiert.

Von Kai-Oliver Derks