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Dieses fiese Alien steht auf der Abschussliste von "Terminator"-Star Linda Hamilton
Außerirdisches Leben zu finden und mit ihm in Kontakt zu treten - das wäre ein Traum für die Menschheit. Oder wäre es vielleicht doch besser, wenn wir allein sind im Universum? Sonst kommt am Ende wirklich ein Außerirdischer vorbeigeflogen, mit einem unheilvollen Koffer und einer einfachen Mission: Die Menschheit vernichten und ab nach Hause. Weil "Firefly"-Star Alan Tudyk in der Titelrolle der neuen SyFy-Serie "Resident Alien" scheitert, kann man sich ab 8. April entspannt zurücklehnen und einem Außerirdischen zehn Episoden lang dabei zusehen, wie er sich in einer abgelegenen Kleinstadt in den Rocky Mountains mit den Menschen arrangieren muss, die er eigentlich auslöschen will.

Was macht man mit einem Mann, der insgeheim vorhat, den Planeten zu entvölkern und der vorher noch einen Erstklässler extra meucheln will? Ganz einfach: Man schließt ihn, soweit das geht, ins Herz. Im erfolgreichsten Neustart des US-Spartensenders SyFy seit sechs Jahren jedenfalls klappt das ganz gut. Die Menschen in der fiktiven Stadt Patience in Colorado sind aufgeschlossen und offen gegenüber dem Sonderling. Okay, sie wissen auch nicht, dass sich im Körper von Harry Vanderspeigle mörderischer Besuch aus dem Weltall versteckt.

Sogar Echsen sind klüger als Menschen

Weil sein Raumschiff beim Landeflug verunglückte und die Doomsday-Kofferbombe verschollen ist, macht das Alien notgedrungen gute Miene zu seinem bösen Spiel in der vermeintlichen Idylle. Er wird sogar als neuer Provinzdoktor verpflichtet, nachdem der alte das Zeitliche gesegnet hat. Dass Harry keine Ahnung von Medizin hat, können sie ja nicht wissen. Nicht einmal der Sprechstundenschwester Asta Twelvetree (Sara Tomko) fällt das auf. Sie bemerkt lediglich, dass ihr neuer Chef ein ziemlicher Weirdo ist, ein schräger Vogel, der so ziemlich alles falsch macht, was man in sozialen Interaktionen falsch machen kann.

Die Geheimnisse der Kommunikation und Abgründe des menschlichen Verhaltens können für einen Außerirdischen aber auch verwirrend sein. Was die Menschen aber auch den lieben langen Tag alles anstellen! Flirten, trinken, ängstlich sein - das will alles erst gelernt sein. Und Alien-Harry hat als Lehrmaterial vor allem alte "Law & Order"-Folgen im Fernsehen ... Trotzdem muss er versuchen, sich einzufügen in eine Gesellschaft von Lebewesen, die auf der Intelligenzskala des Universums knapp hinter den Echsen platziert sind.

Bitter und böse

Einen Außenseiter auf einen Haufen Kleinstadt-Exzentriker loszulassen, ist wahrlich kein neues Konzept. Basierend auf der gleichnamigen Comic-Vorlage von Peter Hogan und Steve Parkhouse funktioniert "Resident Alien" dennoch als perfektes "guilty pleasure", als willkommene Ablenkung von all den Sorgen in einem Alltag, in dem man sich in Corona-Zeiten selbst fremd fühlt. Absurde Albernheiten helfen - davon stehen jede Menge in den Drehbüchern von "Family Guy"-Autor Chris Sheridan, der die Serienadaption verantwortete.

Dass sie auch funktionieren, das ist vor allem Hauptdarsteller Alan Tudyk zu verdanken, der sein am Rande des Universums gestrandetes Alien so liebenswert und überzeugend spielt, dass man irgendwann nicht mehr wirklich weiß, ob er nicht selbst ein Außerirdischer ist. Allein seine verbalen Scharmützel mit dem kleinen Sohn (Judah Prehn) des Bürgermeisters, der als Einziger den Außerirdischen im Körper des Arztes sehen kann, sind es wert, eine Serie einzuschalten, die frisch und lustig, düster und schräg unverdrossen zwischen einem halben Dutzend Handlungssträngen mäandert - verlorene Töchter findet, prügelnde Ehemänner bestraft und irgendwann auch "Terminator"-Heroine Linda Hamilton als Alienjägerin auf den Plan ruft.

Mit den schrulligen Eigenheiten der Menschen wird sich der nette Fiesling aus dem Weltall übrigens noch länger beschäftigen müssen. Die Serie wurde nach der erfolgreichen US-Ausstrahlung bereits um eine zweite Staffel verlängert. Vielleicht erklärt Alien-Harry dann auch, warum in Wahrheit Mandelmilch die häufigste Todesursache der Menschen ist. Seine Leute jedenfalls lassen die Finger davon.

Von Andreas Fischer