rewirpower.de – Das Revierportal


Berlin gehört uns - diese Girls sind härter als die "4 Blocks"-Gangster
Sie sind jung und brauchen den Kick: Also stiefeln und stöckeln Fanta (Jobel Mokonzi), Hajra (Soma Pysall), Rasaq (Roxana Samadi) und Jazz (Jeanne Goursaud) durch den Wedding, feiern die Nächte und verschlafen die Tage, zumindest Teile davon. Die Träume sind groß, die Zukunft ist ungewiss: Auch in ihrer neuen Serie haben die Macher der Neuköllner Gangster-Saga "4 Blocks" Augen und Ohren auf den Straßen Berlins, ziehen aber in "Para - Wir sind King" ein paar Kieze weiter und tauschen harte Jungs gegen taffe Mädels aus.

Sechs Folgen lang versuchen die vier besten Freundinnen ab 22. April bei TNT Serie, ihre Jugend bis zum letzten Tropfen und bis zur letzten Line auszukosten. Als Teil der Generation "Ich will alles" nehmen sie sich, was sie brauchen. Geld, Sex, Koks, Alkohol - aber vor allem bedingungslosen Hedonismus im Hier und Jetzt. Das kann man sogar verstehen: Am Morgen danach warten doch nur Jobs, potenzielle Ehemänner und Geldsorgen.

Warum also nicht auskosten, was irgendwann verschwunden sein wird? Getrieben von der Sehnsucht nach Leben und dem Wagemut der Jugend ergreifen Fanta, Hajra, Jazz und Rasaq die Chance auf schnell verdientes Geld: Sie wollen mit dem zufällig gefundenen Drogenvorrat eines lokalen Großdealers endlich mal richtig "Para" (Kohle) machen. So etwas bleibt natürlich nicht folgenlos.

Leben im Temporausch

Ausgedacht von Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf, sind die sechs Episoden von "Para - Wir sind King" ziemlich schrill und laut. Ruhe ist nicht vorgesehen, die Zeiten sind rastloser geworden. Dazu passen die in Sommer- und Neonfarben getauchten Bilder, die so instagrammig sind, wie die Generation, die sie porträtieren. Alles ziemlich zeitgemäß und bisweilen ein bisschen oberflächlich. "Para - Wir sind King!" geht in die Vollen, ist prall gefüllt mit Leben, das im Temporausch vorbeifliegt. Dass die Konflikte teils konstruiert sind, wird mit Elan überspielt - von vier fantastischen Hauptdarstellerinnen, die sich in ihre Rolle stürzen, als gäbe es kein Morgen.

Auch wenn die Serie im multikulturellen Wedding hin- und hergerissen ist zwischen feiner Beobachtung und triefenden Klischees, zwischen rauer Poesie und peinlicher Vereinfachung: Die Themen sind universell. Erwachsen werden im ewigen Zwiespalt zwischen Spaß und Vernunft ist nirgendwo einfach, erst recht nicht in einer Stadt, die gerne unbegrenzte Möglichkeiten verspricht - und selten hält. Am Ende ist Berlin auch nur eine ganz normale, eine biedere deutsche Großstadt.

Von Andreas Fischer