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Blake Lively im Interview
"Ich habe mich bei einem Kampf mit Jude Law verletzt"
Ihre Rolle als Serena van der Woodsen in der Hit-Serie "Gossip Girl" (2007 bis 2012) machte Blake Lively zum Star. Trotzdem ist die 32-Jährige, die mit Ryan Reynolds verheiratet ist, alles andere als abgehoben. Beim Interview in New York, das noch vor der Corona-Krise geführt wurde, gibt sie sich sympathisch bodenständig. In ihrem neuesten Film "The Rhythm Section - Zeit der Rache" schlüpft Lively in die Rolle der Stephanie Patrick, deren Familie bei einem Terroranschlag getötet wird. Nachdem sie Jahre damit verbracht hat, sich ziellos in ihrem Kummer zu verlieren, stellt der ehemalige MI6-Agent Iain Boyd (Jude Law) ihr Leben plötzlich auf den Kopf. Durch ihn findet sie eine neue Aufgabe: ihre Familie zu rächen! Regie bei dem actiongeladenen Thriller führte Emmy-Preisträgerin Reed Morano ("The Handmaid's Tale"), als Produzentin agierte Barbara Broccoli, die sonst bei James Bond für jede Menge Action sorgt.

Der Film, der bereits Anfang des Jahres in den US-Kinos lief, erscheint aufgrund der Corona-Krise hierzulande direkt fürs Heimkino. Am 28. April steht "The Rhythm Section" bei den großen Streaminganbietern zum Leihen und Kaufen bereit, für den Spätsommer ist eine Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray geplant.

Rewirpower: "The Rhythm Section" ist ein Film voller Frauenpower - und mit vielen Frauen auch hinter der Kamera ...

Blake Lively: Wir wollten einen Film machen, der Männer und Frauen gleichermaßen anspricht. Ich finde, es ist ein Vorurteil, dass Regisseurinnen und Filmemacherinnen keine Action-Filme drehen können. Filme sind geschlechtsneutral, und deshalb sollte es egal sein, ob eine Frau oder ein Mann Regie führt. Wir Frauen schauen uns auch Männerfilme an. Viele meiner Lieblingsfilme sind Action-Filme.

Rewirpower: Sie spielen eine Frau, die nach dem Tod ihrer Familie Rache nimmt. Wie schwer ist es für Sie, sich in solch dunkle Charaktere hineinzuversetzen?

Lively: Ich bin von Natur aus ein sehr glücklicher und lustiger Mensch. Vielleicht ist es deshalb einfacher, Menschen zu spielen, die viel durchmachen und viel Schmerz in sich tragen.

Rewirpower: Apropos Schmerz: Sie haben sich die rechte Hand am Set so stark verletzt, dass die Dreharbeiten gestoppt werden mussten.

Lively: Ja, schuld war ein dreieinhalb Minuten langer Kampf zwischen Jude Law und mir, und um ehrlich zu sein, haben wir auch wirklich zugeschlagen - der Kampf war nicht nur gestellt. Leider habe ich bei einem Schlag sein Gesicht verfehlt und bin mit meiner Hand voller Wucht gegen seinen Ellenbogen geprallt. Dabei habe ich mir die Hand gebrochen. Natürlich war es kein normaler Bruch, ich musste gleich zweimal operiert werden.

Rewirpower: Die Narben sieht man heute noch.

Lively: Die Produktion musste wegen der Operationen gestoppt werden. Aber die Situation machte uns erfinderisch: Zusammen mit Regisseurin Reed Morano und Produzentin Barbara Broccoli änderten wir kurzerhand das Drehbuch. Im Film schneide ich mir die Hand nun an Glas auf, deshalb konnte ich bei den Dreharbeiten die Schiene tragen.

Rewirpower: Sind Sie immer so hart im Nehmen?

Lively: Die Operationen waren schon extrem schmerzhaft, aber die Therapie war hinterher umso besser. Mein Physiotherapeut sah richtig gut aus, da konnte man die Schmerzen etwas leichter wegstecken (lacht).

Rewirpower: Wenn wir schon von gutem Aussehen sprechen: In einer Szene sehen wir Sie in Dessous und Stilettos. Kein schlechter Anblick!

Lively: Für eine Kampfszene im Film haben wir die Macht der weiblichen Sexualität als Waffe eingesetzt. Gepaart mit ihrer Kraft, ihrem Verstand und ihrer Intelligenz kam meine Figur dadurch genau dort hin, wo sie sein wollte. Doch wir haben die Stilettos nur für diese eine Szene genommen - Gott sei Dank! Ich hätte keine Lust gehabt, während der gesamten Dreharbeiten in diesen Schuhen rumzulaufen (lacht).

"James Bond braucht keine weibliche Version"

Rewirpower: Am Anfang des Films sind Sie kaum wiederzuerkennen ...

Lively: Da gab es sogar Paparazzi-Fotos und die Schlagzeile: "Blake Lively ohne Make-up". Das Lustige daran ist, dass ich sehr wohl Make-up trug und sogar drei Stunden in der Maske saß, um so auszusehen (lacht). Aber um ehrlich zu sein, machen mir solche Fotos oder Artikel nichts aus. Dafür habe ich eine viel zu dicke Haut.

Rewirpower: In "The Rhythm Section" haben Sie einen extrem durchtrainierten Körper, obwohl sie nur 18 Monate vor dem Start der Dreharbeiten Ihr zweites Kind zur Welt gebracht haben. Wie haben Sie das geschafft?

Lively: Schon Monate vor den Dreharbeiten fing ich mit einem speziellen Fitnessprogramm an. Erst Ausdauertraining, dann Felsklettern. Zusätzlich hatte ich Waffentraining mit dem besten Trainer der Welt, Tommy Dune, der die gesamten Waffen für "Game of Thrones" entwickelt hat. Dann natürlich Kampftraining und auch noch Fahrtraining - die Szene in dem rasenden Auto habe ich ohne Stuntdouble gedreht. Ich muss zugeben, dass ich extrem stolz darauf bin, fast alle Stunts selbst gemacht zu haben. Es ging mir dabei aber nicht um Eitelkeit, sondern vielmehr darum, die Fähigkeit zu erwerben, all die Stunts im Film zu schaffen.

Rewirpower: Sie hatten ja die perfekte Produzentin, die Sie dabei bestimmt unterstützt hat.

Lively: Richtig. Dafür gibt es keine bessere als Barbara Broccoli. Schließlich produziert sie die James-Bond-Filme. Das allein hat mir schon genug Motivation gegeben, alles selbst zu drehen. Bei einer Szene war sogar Barbara erstaunt!

Rewirpower: Welche Szene war das?

Lively: Als ich in den Fluss sprang. Es war November in Irland, wir hatten sechs Grad. Barbara trug Thermounterwäsche, eine Skihose und Daunenjacke - und ich sprang im T-Shirt ins eiskalte Wasser. Sie stellte aber von Anfang an klar, dass ich nicht untertauchen sollte, da das zu gefährlich sei. Natürlich habe ich mich nicht daran gehalten. Als ich in der Rolle war, habe ich alles andere um mich herum vergessen.

Rewirpower: Klingt so, als wollten Sie sich als weiblicher James Bond empfehlen ...

Lively: Ich könnte als Stephanie Patrick eine Spionin im nächsten Bond-Streifen werden! Nein, das war natürlich nur Spaß. Ich finde, dass James Bond keine weibliche Version braucht. Bond war schon immer ein Mann, und das ist okay so.

Von Rachel Kasuch