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James Dean wäre 90 Jahre alt geworden
Hollywoods kleiner Prinz, der zu früh starb
Johnny Depp trug das Label, River Phoenix und Heath Ledger sowieso, auch Robert Pattinson war dran: "der neue James Dean". Mit seinem Tod 1955 wurde aus dem jungen, talentierten Schauspieler eine Ikone - und eine Marke. "James Dean starb im rechten Augenblick", moserte sein Kollege Humphrey Bogart später einmal. "Als Lebender hätte er niemals solche Popularität erreicht." Dean war Projektionsfläche für eine ganze Generation: ein ewiger Rebell, ein harter Kerl mit weichem Herzen, ein schöner Draufgänger - er konnte alles sein, weil er nicht alt genug wurde, eine Richtung einzuschlagen. Am 8. Februar wäre James Dean, der ewig Junge, 90 Jahre alt geworden.

Die wahre Person verschwand irgendwann hinter dem Hype: Der wilde Rebell wurde in der Schulzeit von seinen Lehrern als braver, netter Junge gelobt. Der schöne Held trug eine Brücke, weil er sich bei einem Unfall alle Schneidezähne ausgeschlagen hatte, und wurde in Hollywood anfangs abgewiesen, weil er mit einer Größe von 1,73 Metern angeblich zu klein war. Der Nachdenkliche mit dem seelenvollen Blick kniff oft die Augen zusammen, weil er ohne seine Brille fast blind war. Der rücksichtslose Draufgänger nannte Antoine Saint-Exupérys "Der kleine Prinz" als Lieblingsbuch.

"Live fast, die young"

Doch Deans Image entbehrte nicht jeglicher Grundlage: Die Rolle des Jungen, der vergeblich um das Verständnis seines Vaters kämpft, machte ihn 1955 in "Jenseits von Eden" berühmt. Seine Leistung war wohl auch deshalb so hervorragend, weil er selbst Erfahrungen auf dem Gebiet hatte: Nachdem seine Mutter früh an Krebs gestorben war, trat Deans Vater in die Armee ein, um die Schulden für die Behandlung abzuzahlen. Dean wuchs auf einer Farm in Indiana bei Verwandten auf, und auch nach der Rückkehr des Vaters blieb das Verhältnis der beiden zeitlebens distanziert. Elia Kazan, Regisseur von "Jenseits von Eden", hatte die beiden gemeinsam erlebt - seine traurige Einschätzung: "Die starke Spannung war offensichtlich, und es war keine produktive Spannung. Ich hatte das Gefühl, dass der Vater den Sohn nicht mochte."

Und auch wenn man James Dean nicht unbedingt eine Todessehnsucht nachsagen kann, hatte der junge Mann durchaus Interesse am Morbiden. Bei einer Session mit dem Fotografen Dennis Stock erregte er Aufsehen, weil er sich in einem Sarg fotografieren ließ. Nach seinem Motto gefragt, antwortete er: "Live fast, die young and leave a beautiful corpse" - "Lebe schnell, stirb jung und hinterlasse eine schöne Leiche".

Tod bei 140 Stundenkilometern

Das Motto machte Dean auf tragische Weise wahr: Noch am 30. September 1955, als er zusammen mit dem Mechaniker Rolf Wütherich auf dem Weg zu einem Rennen nach Salinas war, ermahnte ihn ein Highway-Polizist, der ihn wegen überhöhter Geschwindigkeit aufgehalten hatte: "Fahren Sie vorsichtig, sonst kommen Sie nicht bis Salinas." An der Kreuzung der Route 466 und der Route 41 in Cholame ereignete sich dann der Unfall. Ein Ford, der auf der Route 466 in Gegenrichtung fuhr, wendete nach links. James Dean, der ihm mit 140 Stundenkilometern entgegenkam, sagte noch: "Der Kerl dort muss doch halten, er sieht mich doch." Sekunden später war er tot. Dean wurde nur 24 Jahre alt.

"Wer geht schon ins Kino, um eine Leiche zu sehen?", soll der alte Megaproduzent Jack Warner geraunzt haben, und er lag damit ganz schön daneben. Millionen Teenager schluchzten um ihren Jimmy Dean, den Prä-Rock'n'Roll-Rebellen. Mindestens 20 junge Frauen folgten ihm in den Tod - und erlebten nicht mehr, wie eine gigantische Vermarktungsmaschine anlief. Dean auf Postern, Stickern, Buttons, Kaffeetassen. Der Dean-Devotionalienhandel bleibt profitabel, auch heute noch. Und wenn es nach den Regisseuren Anton Ernst und Tati Golykh geht, dann wird Dean auch nie wirklich sterben: Für das geplante Vietnamkriegsdrama "Finding Jack" soll die Schauspiellegende wiederauferstehen - moderne Computertechnologie macht es möglich.

Von Jasmin Herzog