Im Wald der blinden Vögel
Paris in den 70-ern: Zu einer Zeit, als Männer noch Schnurrbärte trugen und ihrer Lendenkraft nicht mit Viagra auf die Sprünge helfen konnten, dreht die lesbische Regisseurin Anne (Vanessa Paradis) Schwulenpornos. Es sind kleine Meisterwerke, die sie auf die Leinwand zaubert, Sexfilmchen und Kunst zugleich. "Leute aus dem Volk" will sie vor die Kamera holen, sagt sie einmal, als sie den jungen Nans (Khaled Alouach) engagiert. Der bildschöne und für einen Bauarbeiter äußerst feingliedrige Mann erinnert sie und all die anderen in ihrem Team auf gespenstische Art und Weise an den Star ihrer Produktion, der vor einiger Zeit spurlos verschwand. Äußerst mysteriös sind auch die Morde, die bald geschehen. Ein geheimnisvoller Maskenmann metzelt zwei von Annes Darstellern nieder, mit einem Messer, das er in einem Dildo versteckt.
Anna (Vanessa Paradis) produziert Pornos mit künstlerischem Anspruch.
© 2019 Salzgeber
Pornodarsteller Archibald (Nicolas Maury) ist der beste Freund von Regisseurin Anne (Vanessa Paradis).
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Für einen Dreh schmeißt sich Archibald (Nicolas Maury) in Fummel.
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Seit vielen Jahren sind Anne (Vanessa Paradis, links) und Loïs (Kate Moran) ein Paar. Doch ihre Beziehung zerbricht.
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Am Telefon verspricht Anne (Vanessa Paradis) ihrer Freundin, sie werde sich bessern.
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Gäbe es das Wort "Camp" noch nicht, man müsste es für diesen Film erfinden: "Messer im Herz" ist trashig und schillernd zugleich, sexy und kunstvoll, bizarr und intelligent. Regisseur Yann Gonzalez hat ganz offenbar die Werke von David Lynch und Alejandro Jodorowski eingesogen, und die Morde, die er in grellbunten Farben inszeniert, atmen den Geist des italienischen Giallo. Sein Film ist ein poetischer, meisterhaft gefilmter Ritt durch blutig-schwüle Nächte. Großartig ist Vanessa Paradis als Pornoproduzentin, die, während sie saufend um das Herz ihrer Freundin Loïs (Kate Moran) kämpft, in einem verwunschenen Wald voller blinder Vögel das Rätsel des Maskenmörders zu lösen versucht. So fantastisch hat man die 46-Jährige lange nicht mehr gesehen.
Von Sven Hauberg