Ein Land in Therapie
Das wohl größte Klischee über Psychotherapie ist ein Möbelstück: Die Couch, auf der schon Freud seine Patienten Platz nehmen ließ, darf natürlich nie fehlen. Die französische Regisseurin Manele Labidi hat sich für ihren Film "Auf der Couch in Tunis" einen ganz besonderen Ort ausgesucht, um ihr Sofa aufzustellen: Ihre Protagonistin, die Psychologin Selma (Golshifteh Farahani), zieht zu Beginn des Films in ihr Heimatland Tunesien zurück, um dort eine Praxis zu eröffnen. Auf dem Dach eines Wohnhauses empfängt sie fortan ihre Klienten und muss bald feststellen: Nur wenige Jahre nach der friedlichen Revolution ist der Redebedarf im Land gewaltig.
Psychologin Selma (Golshifteh Farahani) kehrt ihrer französischen Wahlheimat den Rücken und zieht zurück nach Tunesien.
© Prokino/Carole Bethuel
In einer improvisierten Praxis empfängt Selma (Golshifteh Farahani) ihre Klienten.
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Raouf (Hichem Yacoubi) kommt regelmäßig zu Selma (Golshifteh Farahani), um mit ihr seine Probleme zu besprechen.
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Olfa (Aïcha Ben Miled, links) und Selma (Golshifteh Farahani) kämpfen sich durch den Verkehr von Tunis.
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Selma (Golshifteh Farahani) versucht, eine Genehmigung für ihre Praxis zu bekommen.
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Denn mit den Umbrüchen, die Tunesien durchmacht, kommt nicht jeder zurecht. Und dann sind da noch die Vorurteile, mit denen Selma zu kämpfen hat. Das Amt verweigert ihr zunächst die Genehmigung für ihre Praxis, und überhaupt - wer nur fleißig genug zu Allah betet, braucht keine Therapie, oder?
Regisseurin Manele Labidi, 1982 in der Nähe von Paris als Tochter tunesischer Einwanderer geboren, versteht "Auf der Couch in Tunis" als Hommage an das Land ihrer Eltern. Die Komödie - ihr Erstlingswerk - wurde im vergangenen Jahr nach Venedig eingeladen, wo der Film mit dem Publikumspreis geehrt wurde.
Von teleschau