Filmbewertung: | Meisterwerk |
Starttermin: | 01.10.2020 |
Regisseur: | Eliza Hittman |
Schauspieler: | Sidney Flanigan, Talia Ryder, Théodore Pellerin |
Entstehungszeitraum: | 2020 |
Land: | USA |
Freigabealter: | 6 |
Verleih: | Universal |
Laufzeit: | 102 Min. |
Filmbewertung: | Meisterwerk |
Starttermin: | 01.10.2020 |
Regisseur: | Eliza Hittman |
Schauspieler: | Sidney Flanigan, Talia Ryder, Théodore Pellerin |
Entstehungszeitraum: | 2020 |
Land: | USA |
Freigabealter: | 6 |
Verleih: | Universal |
Laufzeit: | 102 Min. |
Wie soll Autumn ihnen erzählen, dass sie schwanger ist? Geschweige denn ihre Erlaubnis für eine Abtreibung bekommen? Die ist in Pennsylvania zwingend erforderlich, wenn Minderjährige Schwangerschaften beenden wollen. Autumn hat keine Wahl, als in einen anderen Bundesstaat zu fahren, und steigt mit ihrer patenten Cousine Skylar (Talia Ryder) in den Bus nach New York.
Zwar sind Abtreibungen in den USA seit den 1970er-Jahren generell legal. Wie lange das so bleiben wird, steht nicht erst seit dem Tod von Ruth Bader Ginsburg und der aktuellen Kontroverse um die Besetzung des freigewordenen Platzes am Obersten Gericht der USA in den Sternen. Die Konservativen machen seit Jahren erfolgreich mobil gegen liberale Abtreibungsgesetze, erst im vergangenen Jahr haben einige Bundesstaaten restriktive Regelungen verabschiedet.
Körperlich und seelisch an die Grenze
Das ist der gesellschaftliche Kontext, in den Eliza Hittmans Film eingebettet ist. Die Regisseurin lässt sich weder zu Dramatisierungen noch zu politischen Statements hinreißen. Sie zeigt und beschreibt einfach, was los ist in dem Land. Aufdringliche Kunden, Entblößungen, ungewollte Umarmungen - "Niemals Selten Manchmal Immer" erzählt fast schon beiläufig von männlichem Machtmissbrauch, ohne den Fokus auf die Aggressoren zu legen. Im Mittelpunkt steht eine 17-jährige Teenagerin, die selbst über ihren Körper bestimmen will.
"Niemals Selten Manchmal Immer" wirft einen konkreten, fast schon dokumentarischen Blick auf den Status quo der Gesellschaft und begleitet seine Protagonistin mit einer im Kino selten gesehenen Empathie auf einer Odyssee, die viel Mut erfordert und sie körperlich und seelisch an die Grenzen führt. In New York geht den Mädchen das Geld aus, sie müssen sich die Nächte zwischen Spielhallen, Coffeeshops und Subway-Stationen um die Ohren schlagen. Die Abtreibung ist schwieriger als gedacht, bürokratische Hindernisse tauchen auf.
Der Filmtitel bezieht sich auf einen Fragenkatalog, den die Mitarbeiterinnen in der Abtreibungsklinik abarbeiten. Es geht um sexuelle Erfahrungen, aber auch um erfahrenen Missbrauch: Autumn kann einige Fragen routiniert mit "niemals", "selten", "manchmal", "immer" beantworten. Bei einigen anderen aber wird sie gezwungen, ihre bisherige Normalität zu hinterfragen: Diese stille, kraftvolle und schwer erträgliche Szene wurde in einer einzigen langen Einstellung gedreht, sodass man keines der Gefühle verpassen kann, die Autumn übermannen. Das Schöne aber ist, dass sie auf der Rückfahrt endlich wieder entspannt einschlafen kann.